Neuigkeiten von Sportdeutschland

Lisas Literatur-Likes: Hier gibt es Weltklasse-Weihnachtstipps

Heute gibt es die etwas andere Version von „Lisas Literatur-Likes“. Kurz vor Weihnachten bekommt ihr Inspirationen für gute Bücher zum Verschenken. Ich wünsche euch frohe Festtage und alles Gute für das Jahr 2026, in dem ich euch mit neuen Literatur-Likes versorgen werde.

Roman deutschsprachige*r Autor*in: Julia Engelmann - „Himmel ohne Ende“ 

Julia Engelmann ist mit ihrem Programm „Eines Tages, Baby“ als Poetry-Slammerin bekannt geworden. Ihr Debütroman geht direkt ins Herz. Melancholisch, poetisch, einfühlsam. Die 15-jährige Charlie scheint gefangen in ihrem eigenen Leben. Sie hat ihren Vater früh verloren, ist unglücklich verliebt und plötzlich die Außenseiterin der Klasse. Bis sie Pommes kennenlernt, der ihr hilft, den Sinn und den Mut für das eigene Leben zu finden. „Himmel ohne Ende“ ist ein zutiefst berührender Roman, der es schafft, Themen wie Erwachsenwerden, Selbstzweifel, Liebe und Verlust hoffnungsvoll darzustellen. 

Roman internationale*r Autor*in: Benjamin Myers - „Offene See“

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg verlässt Robert sein Elternhaus in Nordengland und lernt die deutlich ältere Dulcie kennen. Es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft mit tiefgründigen Gesprächen, durch die vor allem Robert wächst und der Antwort auf die Frage, wie man seinen eigenen Weg findet, näherkommt. Ein ruhiger und poetischer Roman mit ästhetischem Gespür für Natur und Landschaft. 

Thriller/Krimi deutschsprachige*r Autor*in: Die Nele-Neuhaus-Krimireihe

Die Krimireihe um das Ermittlerduo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein ist spannend und mitreißend geschrieben. Jeder Band ist in sich geschlossen. Um die Lebensumstände und Entwicklung von Kirchhoff und Bodenstein besser zu verstehen, bietet es sich jedoch an, in chronologischer Reihenfolge vorzugehen. Der Umstand, dass die Krimis im Taunus spielen, ist für mich das i-Tüpfelchen.

Tessa Lange ist Sportlerin des Monats November 

Mit gleich vier Medaillen bei den Deaflympics krönte Tessa Lange ihr Sportjahr - und wurde nun von den Sporthilfe-geförderten Athlet*innen mit 44,5 Prozent der Stimmen zur Sportlerin des Monats November gewählt. Die Leichtathletin des GTSV Essen überzeugte mit einem herausragenden Auftritt bei den Deaflympics in Tokio, der größten internationalen Multisportveranstaltung für Athlet*innen mit Hörbeeinträchtigung. Nach Bronze über 100 Meter und Silber über 200 Meter gewann sie gemeinsam mit der 4x100-Meter-Staffel Gold, bevor sie mit der 4x400-Meter-Staffel eine weitere Silbermedaille folgen ließ. Eine außergewöhnliche Leistung, die auch die Sporthilfe-geförderten Athlet*innen mit der Auszeichnung würdigten. 

Bei der von der Sporthilfe durchgeführten Wahl stimmen - anders als bei Medien- oder Publikumswahlen - ausschließlich Deutschlands beste Nachwuchs- und Spitzenathlet*innen ab und verleihen der Auszeichnung damit ihre ganz besondere Bedeutung. Mit der Auszeichnung ist zudem eine Einladung zum Ball des Sports verbunden, der am 21. Februar 2026 in der Festhalle Frankfurt stattfindet.

Tessa Lange setzte sich bei der Wahl gegen Karate-Weltmeisterin Johanna Kneer (28,0 %) und Luftgewehr-Weltmeister Maximilian Dallinger (27,4 %) durch. Die Kampfsportlerin gewann bei den Karate-Einzel-Weltmeisterschaften in Kairo mit einem klaren Finalsieg Gold gegen die Weltranglistenzweite: Es war die erste WM-Einzel-Goldmedaille für eine deutsche Kumite-Athletin seit 2002. Sportschütze Maximilian Dallinger sorgte bei der WM in Kairo für eine Sensation, als er sich - als Nummer 26 der Welt angereist - zum Luftgewehr-Weltmeister krönte. Im packenden Finale behielt er die Nerven und sicherte sich mit dem letzten Schuss den Titel. Zusätzlich holte er Silber im Teamwettbewerb. 

Für ihre herausragenden Leistungen waren die Athlet*innen von der Athletenkommission im DOSB, von SPORT1 und von der Sporthilfe für die Wahl nominiert worden.

www.sporthilfe.de

Inside IdS: Die neue Strategie des Bundesprogramms

Mehr als drei Jahre lang wurde dafür gemeinsam gearbeitet: mit wissenschaftlicher Begleitung, zahlreichen Programmleitungen aus den Landessportbünden - und bei einer Dialogtour mit Menschen vor Ort. Zeit für einen Blick hinter die Kulissen im Gespräch mit Can Şahin (Referent für Strategie und inhaltliche Weiterentwicklung im DOSB).

DOSB: Viele Menschen kennen das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ aus der Praxis vor Ort im Verein. Bevor wir über die neue Strategie sprechen: Wie würdest du in zwei, drei Sätzen erklären, worum es bei IdS im Kern geht?

Can Şahin: IdS hat einen ganz einfachen Ansatz: Mit der schönsten Sprache der Welt - dem Sport - schaffen wir Möglichkeiten und Räume, dass Menschen sich begegnen, ganz nach dem Motto „Vielfalt verbinden“. Wir unterstützen zusammen mit den beteiligten Landessportbünden und -jugenden gezielt Vereine und Verbände, damit Menschen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte aktiv teilnehmen und sich engagieren können.

DOSB: Warum war es jetzt Zeit für eine neue strategische Ausrichtung? Was hat den Anstoß gegeben?

Can Şahin: Dass die Strategie vor einer neuen Antragsphase und Förderperiode überarbeitet und angepasst wird, ist ein ganz üblicher Prozess. Die wissenschaftliche Begleitung und Erkenntnisse aus dem Innovationspanel 2023 sowie der Dialogtour 2024 zeigten: Wir müssen die Partizipation von Menschen mit Migrationsgeschichte in Entscheidungsstrukturen nachhaltig sichern. Die bisherigen Maßnahmen waren teilweise noch nicht ausreichend wirksam - hier lag unser klarer Handlungsauftrag.

DOSB: Was bedeutet es, eine „Strategie“ für ein bundesweites Programm zu entwickeln, das in so vielen Vereinen und Verbänden wirkt?

Can Şahin: IdS ist wirklich ein sehr besonderes Programm, das sich durch seine Vielfältigkeit auszeichnet - ich habe es mit seinen Einzelbestandteilen immer als eine Art Mosaik betrachtet. Wir haben hier die Vielfalt der Menschen, Vereine und Verbände vertreten, dazu die unterschiedlichen strukturellen Ebenen, Bedarfe, Wünsche und Interessen - allem bestmöglich gerecht zu werden, ist keine einfache Aufgabe, aber wiederum auch ein schöner Auftrag, denn die Strategie hält im Grunde das gesamte Mosaik zusammen.

DOSB: Wie haben die Programmleitungen aus den Landessportbünden die Entwicklung der Strategie geprägt?

Can Şahin: Wir haben eine AG gegründet, an der der DOSB und vor allem sechs Programmleitungen aus den Landessportbünden beteiligt waren. Dass die Strategie nun so aussieht, ist zu einem ganz großen Anteil den Programmleitungen zu verdanken, die den Prozess noch zusätzlich zu ihren Aufgaben in den Ländern begleitet haben. Ein großer Dank an dieser Stelle an die Kolleg*innen Annabell Schäfer, LSV Saarland, Jenny Hedderich, LSB Niedersachsen, Kristjana Schultchen, Hamburger SB, Marko Arsenijevic, LSB Sachsen, Robert Gräfe, LSB Sachsen-Anhalt und Sebastian Finke, LSB Nordrhein-Westfalen.

Dass die Strategie nun so aussieht, ist zu einem ganz großen Anteil den Programmleitungen zu verdanken, die den Prozess noch zusätzlich zu ihren Aufgaben in den Ländern begleitet haben. Ein großer Dank an dieser Stelle an die Kolleg*innen Annabell Schäfer, LSV Saarland, Jenny Hedderich, LSB Niedersachsen, Kristjana Schultchen, Hamburger SB, Marko Arsenijevic, LSB Sachsen, Robert Gräfe, LSB Sachsen-Anhalt und Sebastian Finke, LSB Nordrhein-Westfalen.

DOSB: Viele Menschen mit Migrationsgeschichte sind im Sport aktiv - aber nur selten in Verantwortungs- und Führungsrollen im Verein. Warum ist das ein so zentrales Thema geworden?

Can Şahin: Durch IdS finden jedes Jahr viele Menschen den Weg in die Angebote unserer Stützpunktvereine. Wenn es aber darum geht, wer den Weg in die Verantwortungs- und Führungsrollen findet, bleiben Migrant*innen oft außen vor. Teil der überarbeiteten Strategie ist auch etwas, das wir „Leitbild“ genannt haben und in dem unsere Vision für ein zukünftiges Sportdeutschland steckt: Wir möchten eine vielfältige, offene und demokratische Sportlandschaft, die chancengerecht und diskriminierungsfrei ist. Wir möchten, dass sich die gesellschaftliche Vielfalt auch auf allen Ebenen in den Sportvereinen wiederfindet und in der alle Menschen - unabhängig von ihren Wurzeln - ihre Perspektiven einbringen, sich miteinander solidarisieren und gestalten können.

DOSB: Was bedeutet „echte Partizipation“ im Sport für dich - und was fehlt heute noch, damit sie selbstverständlich wird?

Can Şahin: Echte Partizipation heißt: Menschen stehen im Zentrum, begegnen sich auf Augenhöhe, bringen ihre Erfahrungen ein. Dabei werden gewachsene Machtungleichheiten und Privilegien kritisch hinterfragt.

DOSB: Als einen zentralen Baustein habt ihr für den Strategieprozess die Organisationsentwicklung festgelegt. Was heißt das für Vereine konkret - und warum ist sie so wichtig?

Can Şahin: Das ist definitiv einer der Kernaspekte, allerdings nicht ausschließlich. Die Grundidee, die in der Strategie steckt, ist unser Blick in die Zukunft, unsere Vision, und die Frage, was es dafür braucht, diese Wirklichkeit werden zu lassen. Das Thema Organisationsentwicklung ist deswegen auch zentral, weil es unterschiedliche Wege gibt, daran zu arbeiten. Entscheidend sind dabei offene, demokratische Organisationen, sprich Vereine, die einen Raum für die Menschen bieten, sich dort zu engagieren, zu begegnen, voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu helfen und natürlich auch, um dort Sport zu treiben.

DOSB: Der zweite Ansatz: Empowerment im Bildungsbereich. Wie stärkt ihr Menschen und Engagierte darin, den Sport aktiv mitzugestalten?

Can Şahin: Während Organisationsentwicklung auf Strukturen zielt, unterstützt Empowerment Menschen direkt. Ziel: Selbstbewusstsein, Kompetenzen und Engagement fördern, damit sie Verantwortung übernehmen - auch bei Widerständen.

DOSB: Wie verändert sich der Blick auf Integration, Teilhabe und Demokratiearbeit im Sport mit dieser neuen Strategie?

Can Şahin: Kurz gesagt: Integration ist nicht nur ein einseitiger Weg, den Migrant*innen absolvieren müssen, um am Ende „integriert“ zu sein, sondern ein dauerhafter, ergebnisoffener und auch konflikthafter Prozess, der die gesamte Gesellschaft betrifft. Wir möchten daher mit unserer Arbeit einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten, dabei chancengerechte Zugänge für grundsätzlich alle Menschen schaffen - unabhängig von ihren sozialen oder kulturellen Hintergründen - und vor allem auch, indem wir anerkennen, dass die Vielfalt in jedem Individuum steckt. Dieses Grundverständnis trägt am Ende hoffentlich dazu bei, dass zumindest in den Stützpunktvereinen die Teilhabe von Menschen mit Migrationsgeschichte zu gelebter Selbstverständlichkeit wird und diese dadurch mit einer soliden demokratischen Haltung hervorstechen.

Integration ist nicht nur ein einseitiger Weg, den Migrant*innen absolvieren müssen, um am Ende „integriert“ zu sein, sondern ein dauerhafter, ergebnisoffener und auch konflikthafter Prozess, der die gesamte Gesellschaft betrifft. 

DOSB: Welche Chancen ergeben sich für Menschen mit Migrationsgeschichte - gerade im Hinblick auf Engagement und Verantwortung?

Can Şahin: Wir hoffen, dass dadurch, dass wir den Fokus geschärft haben, durch die Maßnahmen und Projekte vom DOSB über die Landessportbünde und Sportjugenden bis in die Sportvereine hinein Gelegenheiten entstehen, dass Menschen mit Migrationsgeschichte sich dauerhaft engagieren wollen und Verantwortung übernehmen. Ich bin überzeugt, dass die ersten, die sich als Vorbild hervortun, bald anderen den Weg ebnen werden, sodass wir in wenigen Jahren - und vielleicht auch schon am Ende der neuen Förderperiode - deutlich mehr MmMg in den entsprechenden Positionen haben werden.

DOSB: Was bedeutet die Strategie für Vereine, die vielleicht wenig Erfahrung mit Vielfalt oder Antidiskriminierung haben?

Can Şahin: Erstmal ist die Strategie die Arbeitsgrundlage für die neuen Anträge, die wiederum die Arbeitsgrundlage für alle Mitarbeitenden im IdS-Kosmos sind. Erfahrene und kompetente Kolleg*innen unterstützen die (Stützpunkt-)Vereine dabei, passende Wege zu finden. Wichtig ist der ehrliche Wunsch, die Gemeinschaft zu stärken und Brücken zu bauen. Am Ende kommt es auf den ehrlichen Wunsch an, etwas für alle beteiligten Menschen zum Besseren verändern zu wollen.

DOSB: Wenn du dir etwas wünschen könntest: Was soll diese Strategie in fünf Jahren bewirkt haben?

Can Şahin: In den Stützpunktvereinen passieren heute schon sehr viele gute Dinge. Wenn ich mir aber etwas wünschen darf, wäre es, dass deutlich mehr Partizipation in den Vereinen möglich geworden ist. Ein weiterer Wunsch wäre, dass die IdS-Erfolgsgeschichte noch sichtbarer ist und als Inspiration auf andere Bereiche übertragen wird.

Die Veröffentlichung der Strategie folgt Anfang 2026.

„Lassen Sie uns diese Geschichte gemeinsam weiterführen“

Unter dem eindrucksvollen Wandgemälde des Schweizer Künstlers Ferdinand Hodler, der sich die Einführung der Reformation in Hannover im Jahr 1533 zum Thema genommen hatte, lief Aydan Özoguz am Mittwochmittag zu Höchstform auf. Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Sport und Ehrenamt, gekleidet in einen signalroten Hosenanzug, der ihre Zugehörigkeit zur SPD angemessen untermalte, hatte die undankbare Aufgabe, beim Festakt zum 75. Jahrestag der Gründung des Deutschen Sportbundes (DSB) als Dritte zum Grußwort anzutreten. Doch die Worte, die sie im Hodler-Saal des Neuen Rathauses in Hannover fand, in dem exakt 75 Jahre zuvor die Gründungsversammlung des DSB stattgefunden hatte, hallten nach.

„Die Gründung des DSB zeigt ein Stück deutscher Geschichte, geprägt von Menschen, die an die Kraft des Sports geglaubt haben. Lassen Sie uns diese Geschichte gemeinsam weiterführen. Sorgen wir dafür, dass der Sport ein Lernort für basisdemokratische Prozesse bleibt“, rief die Hamburgerin den rund 110 geladenen Gästen zu. Damit war der Ton gesetzt für eine Feierstunde, die im Schnelldurchlauf den Bogen von der Historie bis in die Zukunft schlug, und deren Tenor nicht nur aus den Festreden, sondern auch in vielen Gesprächen herauszuhören war: Nur gemeinsam kann der deutsche Sport seine extrem wichtige Rolle für die gesellschaftliche Entwicklung ausfüllen.

Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der 2006 aus der Fusion von DSB und Nationalem Olympischen Komitee (NOK) hervorgegangen war, sagte in seinem Grußwort: „Die Idee von 1950, alle Kräfte des Sports zu bündeln, hat sich durchgesetzt, sie trägt bis heute und hoffentlich noch weit in die Zukunft hinein. Gerade in Zeiten, in denen die Demokratie gefährdet ist, brauchen wir eine Erinnerungskultur. Wir stehen zu unseren Werten und setzen mit aller Kraft unsere gemeinschaftliche Arbeit fort.“ Belit Onay, Oberbürgermeister der Stadt Hannover, bot seine Unterstützung für die Zukunftsprojekte des deutschen Sports an. „Wir sind bereit mitzuwirken, wir gehen diesen Weg gemeinsam“, sagte der Grünen-Politiker.

„Einen solchen Spirit habe ich noch nie erlebt“

Sechs Jahre war Johanna Kneer alt, als sie im KJC Ravensburg ihr erstes Schnuppertraining im Karate absolvierte. Bis heute ist die 27 Jahre alte Sportsoldatin, die Medien- und Kommunikationsmanagement studiert hat und in Ravensburg lebt, von dem Mix aus Dynamik, Schnelligkeit und mentaler Stärke fasziniert, den der japanische Kampfsport bietet. „Sich keinen Fehler zu leisten und in jeder Sekunde die Spritzigkeit im Kopf zu bewahren, das ist die große Herausforderung“, sagt die Team-D-Athletin. Gemeistert hat die Schwergewichtlerin, die 2013 erstmals in der Jugendnationalmannschaft antrat und seit 2016 zum Auswahlkader zählt, diese Herausforderung im Jahr 2025 in herausragender Weise.

DOSB: Johanna, du schaust auf eine Saison zurück, die kaum besser hätte laufen können, bei der EM kam auch noch Gold mit dem Team dazu. Verrate uns doch bitte: Was hat dazu geführt, dass diese Erfolge möglich wurden?

Johanna Kneer: Komplett reflektiert habe ich es noch nicht, vor allem, weil ich das WM-Gold noch nicht wirklich realisiert habe. Wenn ich die Saison allerdings als Ganzes betrachte, glaube ich, dass der Start mit der gelungenen Qualifikation für World Games und WM sehr viel dazu beigetragen hat, dass ich das Gefühl entwickelt habe, einfach dran zu sein. Die Arbeit mit unserem Bundestrainer Noah Bitsch und meinem Heimtrainer Lazar Boskovic funktioniert sehr gut, die Vorbereitungen liefen optimal, der Körper hat mitgespielt. Was außerdem wichtig ist: Dass wir unserem Credo folgen und an alles mit Spaß herangehen. Ich versuche immer, jeden Wettkampf zu genießen und nicht zu sehr zu verkrampfen. Und das ist mir über weite Strecken echt gut gelungen.

Mit welchem Mindset bist du in die Saison gestartet, die mit den World Games und der WM sehr wichtige Wettkämpfe geboten hat? Hast du die beiden gleichrangig bewertet oder einen klaren Fokus auf einen davon gelegt?

Für mich waren es definitiv zwei gleichrangige Höhepunkte. Ich kann auch im Rückblick nicht sagen, welcher Titel hochwertiger für mich ist. Die World Games finden nur alle vier Jahre statt und haben deshalb natürlich eine besondere Bedeutung. Allerdings sind sie in der Außenwirkung nicht bei allzu vielen Menschen präsent. Mit einer WM, die bei uns im Karate alle zwei Jahre stattfindet, kann dagegen jeder etwas anfangen. Es war immer einer meiner sportlichen Träume, beide zu gewinnen. Das geschafft zu haben, macht mich sehr glücklich.

Für die World Games in Chengdu waren pro Gewichtsklasse nur die besten acht Kämpferinnen der Welt startberechtigt, bei der WM waren es 32. Macht das die Goldmedaille bei den World Games zu einem sportlich hochwertigeren Titel?

Nicht unbedingt. Es macht die Qualifikation schwieriger, und natürlich ist es etwas sehr Besonderes, sich unter den besten acht der Welt durchsetzen zu müssen, zumal der komplette Wettkampf an einem Tag durchgezogen wird. Aber sich bei einer WM zu behaupten, die über drei Tage mit zunächst drei Pool-Kämpfen und anschließender K.-o.-Runde ausgetragen wird, ist sportlich ebenfalls eine sehr hoch einzuschätzende Leistung. Ich würde deshalb beide Titel aus sportlicher Sicht auf einem Level einordnen.

Wie hast du die World Games in China erlebt? Es waren deine ersten, in einer Megacity mit mehr als 20 Millionen Einwohnern und einem kampfsportbegeisterten Land. Welche Eindrücke hast du dort für dein Leben mitgenommen?

Viele, die ewig bleiben werden. Ich hatte noch nie in einem solchen Athletendorf gewohnt, die Atmosphäre dort fand ich faszinierend. Die Eröffnungsfeier war gigantisch, auch so etwas hatte ich noch nie erlebt. Und die Chance gehabt zu haben, auch andere Sportarten zu sehen und mit dem Team D feiern zu können, war gigantisch! Von der Stadt selbst habe ich nicht so viel mitbekommen. Ich möchte aber auch den Teamgeist hervorheben, der in unserer kleinen Mannschaft herrschte. Es waren ja nur Mia Bitsch und ich am Start, nachdem Reem Khamis, die auch qualifiziert war, wegen ihres Kreuzbandrisses nicht antreten konnte. Aber wir hatten zwei Trainingspartnerinnen als Unterstützung dabei, und der gesamte Staff hat einen unfassbaren Job gemacht. Einen solchen Spirit habe ich noch nie erlebt!

Mia hat am Tag vor deinem Wettkampf Gold gewonnen. Hat dich das beflügelt oder unter zusätzlichen Druck gesetzt?

Mir hat das einen enormen Push gegeben. Ich habe mich riesig mit ihr gefreut und hatte danach große Lust, alles zu geben, damit wir mit einer 100-Prozent-Siegbilanz nach Hause fliegen konnten. Und ich bin sehr glücklich darüber, dass an meinem Wettkampftag bei mir einfach alles passte. Auch das gehört dazu, wenn man ganz oben stehen möchte.

Zuschauen beim Streben nach Perfektion

Vielleicht wird man, wenn alles optimal gelaufen ist und Finn Hösch mit einer schönen Medaille von den Olympischen Spielen aus Norditalien (6. bis 22. Februar) abreisen kann, auf diesen Satz zurückschauen. „Es wird auch nach Olympia noch Ziele geben, aber es ist toll, zunächst nur bis zu diesem Moment schauen zu können“, sagt der Skibergsteiger von der Sektion Bergland München des Deutschen Alpenvereins (DAV) in der Team-D-Studios-Serie „Tag für Tag“, die am Dienstag auf dem YouTube-Kanal von Team D erschienen ist. Team-D-Regisseur Maurice Stach schaut in diesem Format Athletinnen und Athleten in ihrer Vorbereitung auf die Winterspiele mit der Kamera über die Schulter, und der Fokus, mit dem Finn Hösch an seine Aufgaben herangeht, beeindruckt. Die Nervenstärke und Reife, die der 22-Jährige in seinen Aussagen ausstrahlt, könnte ein entscheidender Faktor dafür werden, das nächste große Ziel zu erreichen.

Noch allerdings hat der Sportsoldat, der sein Maschinenbau-Studium an der Technischen Universität München nach absolviertem Bachelor zugunsten der Olympiavorbereitung zurückgestellt hat, nicht einmal das Ticket nach Bormio in der Tasche. Dort wird das Ski Mountaineering (kurz: Skimo) bei seiner Premiere unter den fünf Ringen in nur zwei der vier Weltcupdisziplinen ausgetragen: Sprint und Mixedstaffel (je eine Frau und ein Mann). Zwölf Staffeln und je 18 Teilnehmende pro Geschlecht im Sprint sind zugelassen. Zwar hat das deutsche Weltcupteam in der Disziplin Sprint Quotenplätze für zwei Frauen und einen Mann sichern können. Wie diese namentlich besetzt werden, entscheidet sich jedoch erst am 28./29. Dezember, wenn die deutsche Elite zum nationalen Ausscheidungsevent am Jenner in Berchtesgaden zusammenkommt. Die dort erzielten Punkte gelten als wichtiger Indikator für die Besetzung der olympischen Wettkämpfe. Das letzte Wort aber haben die Bundestrainer.

„Deutschland könnte es, sogar sehr gut, aber...“

Ende November erreichte eine E-Mail die Pressestelle des DOSB. Günter Deister, bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2006 31 Jahre lang Leiter des Sportressorts der Deutschen Presse-Agentur, musste seine Zusage für ein persönliches Gespräch mit dem DOSB über seine Erlebnisse mit der deutschen Sportpolitik zurückziehen, weil eine spontane Operation ein Treffen unmöglich machte. Doch weil der Träger der DOSB-Ehrennadel auch im Alter von 85 Jahren nicht nur das Sportgeschehen weiter rege verfolgt, sondern auch an der für ihn typischen Disziplin und Arbeitseinstellung nichts eingebüßt hat, erklärte er sich nach Genesung bereit, einige Fragen schriftlich zu beantworten. Anlässlich des 75. Gründungstags des Deutschen Sportbundes (DSB), aus dessen Fusion mit dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) 2006 der DOSB hervorging und der an diesem Mittwoch in Hannover mit einem Festakt gewürdigt wird, sind Deisters Denkanstöße nun doch zugänglich – was für ein Glück!

DOSB: Herr Deister, Sie haben die deutsche Sportpolitik über viele Jahre journalistisch begleitet. Welche Phase haben Sie als die prägendste für die Entwicklung des Sports in Erinnerung?

Günter Deister: Natürlich die äußerst schwierige Vereinigung von DSB der Bundesrepublik und DTSB der DDR nach der Wende, die eigentlich keine Vereinigung zuzulassen schien: wegen Unvereinbarkeit. Einerseits der westliche Sportbund mit dem Bemühen, aus der Vielzahl seiner Verbände und Vereine ein breites Sportangebot zu schaffen. Spitzensport auch, aber vor allem Sport in der Breite. Auf der anderen Seite die staatliche Hochrüstung von Sporteliten mit allen Mitteln, um im Kampf der Systeme Überlegenheit darzustellen. 

Die Wiedervereinigung galt für den Sport in Deutschland als großer Gewinn. Was wurde dabei gut, was schlecht umgesetzt?

Den Gewinn spüre ich noch heute, wenn ich an den Einmarsch des vereinten Teams bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona denke: Gänsehaut und Freudentränen bei einem, der in der DDR geboren wurde, den die Eltern mit elf Jahren in die Bundesrepublik geschickt haben, in der Erwartung  eines besseren Lebens dort. Nach Barcelona begann die Mühsal der Vereinigung zweier extremer Sportsysteme. Gut war dabei die Abkehr des Siegenmüssens um jeden Preis als eine Art von Demokratisierung des Spitzensports. Verbunden allerdings mit dem Versäumnis, die Werte und Möglichkeiten, die ein erfolgreicher Spitzensport gesamtgesellschaftlich bewirken kann, nicht ausreichend genutzt zu haben.   

Die Fusion von NOK und DSB zum DOSB wird bis heute von manchen kritisch gesehen. Welche Meinung haben Sie dazu?

Die Fusion war der notwendige Versuch, aus den Erfahrungen und Bedingungen eine Lehre zu ziehen. In ihrer Endphase stellten sich DSB und NOK nicht als Partner dar, sondern als Konkurrenten, die um Zuständigkeiten, Vorrechte, Privilegien und Einkünfte kämpften. Thomas Bach gewann diese Auseinandersetzung gegen den damaligen NOK-Präsidenten Walther Tröger mit dem Argument, dass der olympische Sport nur durch das Bündnis aller sportlichen Organisationen Kraft genug finden könnte. Für Anerkennung und Behauptung und als die Stimme des Sports in einer Partnerschaft mit Politik und anderen gesellschaftlichen Organisationen. Übersetzt auf die Gegenwart: Nicht NOK oder DSB entscheiden über eine Olympiabewerbung, sondern der DOSB als vereinte Organisation des deutschen Sports. 

Das IOC hat insbesondere in Deutschland einen schweren Stand. Welche Kritik an ihm ist berechtigt, welche überzogen?

Eine schwierige Frage, weil sie hierzulande von einigen Medien immer in einen Zusammenhang mit Thomas Bach gebracht wurde, dem angeblichen Putin-Freund und Verkäufer olympischer Werte. Daran ist so viel richtig, dass der 2013 mit großer Mehrheit ins IOC-Präsidentenamt gewählte Bach ein Nothelfer für Putin war, um mit massiver Unterstützung westlicher Unternehmen die drohende olympische Katastrophe eines Ausfalls der Winterspiele 2014 in Sotschi zu verhindern. Dafür musste Putin seriös geschätzte 50 Milliarden Dollar aufbringen. Putins Ersuchen, die Spiele am Ende als die „bisher besten“ auszurufen, verweigerte Bach. Er bezeichnete sie in seiner Schlussrede lediglich als „außergewöhnlich“. Verständlich war die Kritik an Bach bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro 2016. Dort hatte er den internationalen Verbänden das Sanktionsrecht für den aufgedeckten, beispiellosen systematischen russischen Dopingbetrug bei den Sotschi-Spielen weitgehend übertragen. Zum Gesamtbild zählen Bachs Abschiedsspiele in Paris als überaus gelungenes Finale und als Vermächtnis seiner Agenda: Spiele in einer großartigen Stadtkulisse, Spiele erstmals der Geschlechtergleichheit unter reduzierter Teilnehmerzahl und in Mixed-Wettbewerben. Und Spiele, die das IOC aus seinen eigenen Mitteln mit bis zu 1,8 Milliarden Dollar subventioniert hat. Auch diese Zahl ist ein Hinweis: Ideen und Ideale sind  das eine, doch es bedarf auch der ökonomischen Kraft, um sie durchzusetzen. 

Wie nehmen Sie heute aus der Perspektive eines Kenners der deutschen Sportpolitik den DOSB aus der Entfernung wahr?

Als einen Verband, der in schwierigen Zeiten gesellschaftlicher  Veränderungen national und international besonders herausgefordert ist und seinen Kurs neu justieren muss. Das erfordert Standfestigkeit und Entschlossenheit. Aber auch die Suche nach neuen Wegen. Dabei besitzt der DOSB mit der Breite und Spitze des deutschen Sports ein riesiges Kapital. Er müsste es nur noch besser einsetzen. Dazu gehört, eine Olympiabewerbung zu organisieren mit Überzeugungskraft, Geschick und Selbstvertrauen. Die Idee von Olympischen Spielen in Deutschland umzusetzen hat nur dann eine Chance, wenn ein geeinter, führungsstarker Sport die Kraft entwickeln könnte für eine Partnerschaft mit Politik und Gesellschaft. Umgekehrt gilt auch: Der politische Zustand lässt zweifeln, ob der Staat befähigt ist für eine verlässliche Partnerschaft. Und ob er auch bereit wäre, in schwierigen Zeiten einen beträchtlichen Anteil an olympischen Kosten zu übernehmen.

Neue Zielstruktur für den organisierten Sport in Deutschland

Die 190 Delegierten, die 509 Stimmen auf sich vereinigten, beschlossen auf der 22. Mitgliederversammlung am Samstag, 6. Dezember, im Kap Europa in Frankfurt am Main einstimmig den nächsten Schritt in der strategischen Weiterentwicklung des organisierten Sports. Dieser war notwendig geworden, weil im Zuge der Überprüfung und Reflexion der Strategie 2028 erkannt wurde, dass es an klaren, messbaren Zielen fehlte, um die tatsächliche Wirksamkeit des DOSB und seiner Mitgliedsorganisationen transparent zu erfassen. Die neue Zielstruktur greift diese Lücke auf und schafft mit sechs kompakten, quantifizierten Zielen eine Grundlage für evidenzbasierte Steuerung und nachvollziehbare Fortschrittsmessung. Zugleich bleibt das Leitbild des DOSB unverändert bestehen.

DOSB beschließt weiteren Weg zur Olympiabewerbung

Der Weg bis zur Auswahl des Kandidaten für die deutsche Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele am 26. September 2026 in Baden-Baden ist geebnet. Das beschloss die 22. Mitgliederversammlung des DOSB im Kap Europa in Frankfurt am Main, bei der 190 Delegierte 509 Stimmen auf sich vereinigten, am Samstag, 6. Dezember, mit 99,79 Prozent. Michael Mronz (58), IOC-Mitglied und DOSB-Präsidiumsmitglied, betonte: „Wir sind mit dem Sport wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt. Wir haben die Chance, durch Olympia das Stimmungsbild in unserem Land zu verbessern. Der Sport ist eine der wichtigsten Achsen der Gesellschaft. Diese Geschlossenheit von Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die wir in den vergangenen Monaten erreicht haben, ist die Basis des Erfolgs, national wie international.“

„Deutschland hat wieder Lust auf Olympia“

Manchmal hat man Glück und trifft genau die richtige Personalentscheidung. Vincent Kompany ist offenbar so eine, der Trainer von Bayern München. Oder Alex Mumbru, der Basketball-Bundestrainer. Oder Leonie Wagner, die Kanu-Polo-Bundestrainerin. 

Der eine wurde Deutscher Meister und führt sein Team von Sieg zu Sieg. Der andere gar Europameister, auch weil er ein starkes Team um sich hatte, dass die Mannschaft auch ohne ihren schwer erkrankten Headcoach erfolgreich war. 

Und Leonie Wagner führte die Frauen als Spielertrainerin zu einem souveränen World Games Sieg. Und dann gibt es die, die keine gefeierten Siege einfahren und keine Meisterschaften holen und dennoch sind sie Gold wert. Ich rede, Ihr ahnt es sicher schon, von niemand geringerem als von…Volker Bouffier. Herzlich Willkommen. 

Gegen Ende 2024 befand sich der DOSB in einer angespannten Lage. Die Ampel-Regierung war gescheitert, auch für uns zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Schließlich hatten wir ambitionierte Pläne - nicht zuletzt, was die Olympischen und Paralympischen Spiele angeht. Zudem hatten wir uns von unserem Vorstandsvorsitzenden Torsten Burmester getrennt, der das Oberbürgermeister-Amt von Köln anstrebte. Und dann im September dieses Jahres zum OB von Köln gewählt worden ist. Herzlichen Glückwunsch, lieber Torsten, zu diesem Erfolg und alles Gute für diese neue Aufgabe. 

In dieser besonderen Lage ist der Vorstand in die Presche gesprungen und hat den Laden am Laufen gehalten. Dafür gebührt Euch und Euren Teams, liebe Michaela, lieber Thomas, lieber Olaf und lieber Leon, unser herzlicher Dank. Euch zur Seite stand - wie schon erwähnt - Volker Bouffier. Einer, der Lust am Gestalten und am Sport hat. Und der dazu beigetragen hat, dass wir heute anders da stehen, als zur gleichen Zeit im letzten Jahr. 

Und dann ist da auch noch Otto Fricke. Unser neuer Vorstandsvorsitzender im DOSB. Der mich schon in den ersten drei Monaten mit seiner Energie und positiven Art beeindruckt hat. Lieber Otto, ich finde, wir haben mit Dir einen guten Fang gemacht. 

Drei Dinge, vor allem, haben wir in diesem Jahr gemeinsam erreicht: 

Erstens: Wir haben erstmals in der Geschichte unseres Landes eine Sport-Staatsministerin im Bundeskanzleramt. Dr. Christiane Schenderlein. 

Zweitens: Wir sind 29,3 Millionen! So viele Menschen wie noch nie sind Mitglied in einem deutschen Sportverein! 

Und drittens und das mit Abstand stärkste Signal: Wir haben durch das erfolgreiche Bürgervotum in München zu einer Bewerbung um Olympische und paralympische Spiele viele vor Ort, uns selbst auch ein wenig und international sowieso – positiv überrascht! 

„Der Erfolg hat immer viele Väter“ haben Sie, lieber Volker Bouffier, selbst gerne betont. Ich würde „und Mütter“ ergänzen. Lieber Volker Bouffier, dass wir Ihnen schon 2023 die Ehrenmedaille des DOSB verliehen haben, war damit also auch im Nachhinein goldrichtig! Einer Ihrer vielen Sätze, die bei mir nachhallen, ist Folgender: „Gemeinsamkeit schaffen und eine große Idee skizzieren.“ Volker, Sie haben ein „und“ zwischen „Gemeinsamkeit“ und „Idee“ gestellt. Aber ich finde: „Gemeinsamkeit schaffen“, das allein ist schon eine große Idee. Und dieser möchte ich mich heute besonders widmen. 

Gemeinsamkeit schaffen, um das vorneweg zu sagen, bedeutet für mich nicht Friede, Freude, Eierkuchen. 

Unter Menschen ist es nun mal so: Je mehr Menschen zusammenkommen, desto eher kommt es zu Uneinigkeiten. Schon Familien sind nicht frei davon. Erst recht nicht Vereine. 

Und wie sollte es da einem Verband mit 102 Mitgliedsorganisationen und mehr als 29 Millionen Mitgliedschaften gehen? Ist doch klar, dass da unterschiedliche Meinungen und Ideen aufeinander prallen. Und die will ich, die wollen wir auch nicht wegdrücken. Was wir aber wollen: im Geiste einer Gemeinschaft mit unterschiedlichen Meinungen demokratisch umgehen. Vertrauensvoll und fair. Lösungsorientiert und so, dass wir uns jederzeit in die Augen schauen können. So wie wir es alle von Sportlerinnen und Sportlern erwarten.

Ist doch so, oder? Auch 2025 haben wir wieder gesehen, dass das nicht immer einfach ist. Es gab an mancher Stelle Unruhe und das Wort „Verbandsautonomie“ wurde viel oder besser überstrapaziert. 

Keine Sorge, es kommt jetzt keine Rechtfertigungsarie. Denn das würde gerade keine Gemeinsamkeit schaffen. 

Aber ich möchte doch klarstellen, was ich, was der DOSB unter Verbandsautonomie versteht: jede unserer Mitgliedsorganisationen ist eigenständig und verantwortlich für die eigenen Verbandsgeschäfte. Dafür, dass diese innerhalb des rechtlichen Rahmens ausgeführt werden. Dafür, dass Athletinnen und Athleten ihrem Sport nachgehen können, sich sicher fühlen, und sich keine Sorgen machen müssen, ob sie noch zum nächsten Wettkampf reisen können. Wir alle erwarten, dass genau dafür gesorgt wird! Und wir, der DOSB, bieten euch dafür Unterstützung an, Orientierung, Hilfestellungen. Wir lassen euch nicht alleine, aber ihr müsst diese Angebote auch nutzen! Wir können und wollen nicht einfach so durchgreifen. Es gab Zeiten in Deutschland, in denen das so war, aber dahin will doch hier in diesem Saal keiner zurück.

So funktioniert Gemeinsamkeit eben nicht! 

Zugleich müssen wir alle mit diesen Freiheiten verantwortungsvoll umgehen, und immer das Wohl derer im Blick haben, die uns anvertraut sind: das der Athletinnen und Athleten. Denn Gemeinsamkeit schaffen, bedeutet eben auch, in einer Gemeinschaft nicht alle einfach machen zu lassen. Sondern stets das große Ganze im Auge zu behalten.

Wie sieht es mit der Gemeinsamkeit bezüglich unseres riesig großen Themas aus? Olympische und Paralympische Spiele. 

Was sich leicht festhalten lässt: Wir alle hier stehen hinter Olympia in Deutschland. Ausnahmslos. Einig und stark. Jetzt gibt es manche, die kritisieren, dass Bayern vorgeprescht sei. Aber Gemeinsamkeit schaffen, heißt nicht Gleichheit, heißt nicht, dass man nicht vorangehen darf, wenn es im Interesse aller ist. Die Bayern und die Münchener haben ihr Herz in die Hand genommen und ruckzuck mit dem Bürgerentscheid losgelegt. Und zwar überaus erfolgreich. Mit einer beeindruckenden Wahlbeteiligung und einem überragenden Ergebnis.

Herzlichen Glückwunsch, lieber Jörg Ammon, lieber Dieter Reiter, lieber Markus Söder. 

Ich finde, wir alle haben etwas davon. Weil wir jetzt wissen, dass es in unserem Land reale Mehrheiten für Olympische und Paralympische Spiele gibt. Diese 66,4 % sind nach den Erfahrungen der Vergangenheit und der allgemeinen Verzagtheit der Gesellschaft geradezu ein Befreiungsschlag. Und die Welt um uns herum hat es aufmerksam registriert.

Deutschland, das lässt sich jetzt schon sagen, hat wieder Lust auf Olympia. Das wird sich, so glaube ich, auch bei den Volksentscheiden in Hamburg und in der Rhein-Ruhr-Region beweisen. Und ich bin mir sicher, Berlin wird auch ohne Volksentscheid ein beeindruckendes Statement für Olympia abgeben. Aus vier sehr starken Bewerbungen wird am Ende die stärkste als Sieger hervorgehen. Und wer das schafft, hat auch international gute Chancen, die Olympischen und Paralympischen Spiele nach Deutschland zu holen. Nicht nur für sich. Sondern für ganz Deutschland.

So geht Gemeinschaft! 

Jetzt gibt es Einige, die beklagen, wie lange der demokratische Prozess dauert. Wie der genaue Weg bis zu dieser Entscheidung aussehen soll, wird später sicher noch beschlossen. 

Dabei geht es um Vergleichbarkeit und Nachvollziehbarkeit. Und am Ende geht es darum, eine Entscheidung zu treffen, hinter der wir alle uns versammeln können, hinter der sich das ganze Land versammeln kann. Gemeinschaftlich. Wie weit wir dabei schon sind, zeigt auch das Beispiel unserer nationalen Kampagne „Dafür sein ist alles“, die wir im September gestartet haben. Alle sind eingeladen, den Weg zu Olympischen und Paralympischen Spielen in Deutschland mitzugestalten. 

Für diesen Weg haben wir Stand heute schon mehr als 30 deutsche Unternehmen gewinnen können. Sie alle stellen sich gemeinsam hinter dieses Ziel. Das ist beispiellos. 

So sieht Gemeinsamkeit aus. 

Wir sind gerade dabei, Sport und Wirtschaft so eng zu verknüpfen wie nie. Bei der Olympiabewerbung gilt das ausdrücklich auch für die Politik. Am Donnerstag hat der Bundeskanzler gemeinsam mit den beteiligten Ministerpräsidenten und mir als Präsident des DOSB mit der Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding ein deutliches Zeichen für die Spiele gesetzt. Auch international sind wir gemeinsam unterwegs.

Diese Bewerbung ist die gemeinschaftliche Bewegung, die Deutschland jetzt braucht! 

Wie großartig wäre es, wenn wir von dieser Gemeinsamkeit auch bei den anderen Themen des Sports und ihrer gesellschaftlichen Strahlkraft sprechen könnten? Um das zu erreichen haben wir uns vor der Bundestagswahl für das Amt einer Sport-Staatsministerin ausgesprochen. Nicht, weil wir mit Nancy Faeser als damals zuständige Innenministerin unglücklich gewesen wären. Aber so ein Amt frisst natürlich unglaublich Energie und man hat als Innenministerin auch noch anderes zu tun, als sich primär um den Sport zu kümmern. 

Sie, liebe Frau Dr. Schenderlein, wollen nun mit ungeteilter Kraft etwas für den Sport bewegen. Das begrüßen wir nicht nur, das haben wir und werden wir tatkräftig unterstützen. 

Aber bitte tun sie es MIT dem Sport und nicht ohne ihn und bitte nie gegen ihn. Wir sind die größte Bürgerbewegung des Landes: 

29 Millionen Mitgliedschaften in 86.000 Vereinen! Wir sorgen für Bewegung, Gesundheit, und Gemeinschaft. 

Wir sind mehr als 8 Millionen Ehrenamtliche. 

Wir sind ein Grundpfeiler unserer demokratischen Gesellschaft. 

Unsere Athletinnen und Athleten sind echte Vorbilder und Inspiration. 

Deshalb mein Appell an Sie und die Bundesregierung: nutzen Sie gemeinsam mit uns die Kraft des Sports! Denn nur gemeinsam können wir die großen Herausforderungen, die anstehen, meistern! Es ist zwar gut, dass Ernst gemacht wird mit einem Sportfördergesetz, das wir schon länger fordern. Einem Gesetz, das den Spitzensport in Deutschland wieder an die Weltspitze führen soll.

Allerdings drängt sich der Eindruck auf, die Regierung wolle bei dieser Problematik durchregieren können. Bei der geplanten Gründung der Spitzensport-Agentur scheint sich die Exekutive eine deutliche Stimmenmehrheit gegenüber dem Sport sichern zu wollen, das Bundeskanzleramt gar einen Zustimmungsvorbehalt bei allen wesentlichen Entscheidungen, was nichts anderes ist als ein Veto Recht. Das bedeutet: ausgerechnet diejenigen, die am meisten vom Sport verstehen, haben, wenn es drauf ankommt, nichts zu entscheiden. 

So sieht Gemeinsamkeit NICHT aus. 

Und deswegen lehnen wir den Referentenentwurf in seiner vorgelegten Form ab. Auch, weil der in einer Vorversion vorhandene Verweis auf die Autonomie des Sports ausdrücklich gestrichen worden ist. Da hilft auch kein Verweis auf die Verfassung. Die Autonomie des Sports ist nicht verhandelbar und ich möchte die neue IOC-Präsidentin zitieren: "Autonomy of Sport means taking responsibility and freedom from political interference".

„Die Autonomie des Sports bedeutet Verantwortung zu übernehmen und frei von politischer Einflussnahme zu sein“. 

Den deutschen Spitzensport auch im olympischen Sommersport wieder an die Weltspitze zu führen ist doch eine klar definierte Aufgabe. Uns ist bewusst, dass mit Steuergeldern sorgsam umgegangen werden muss. Als DOSB sind wir bereit die Unabhängigkeit einer sportfachlich geführten Agentur zu akzeptieren und aktuelle Kompetenzen abzugeben. 

Aber natürlich erwarten wir dasselbe von der Sportabteilung im Bundeskanzleramt, um wirklich auf Augenhöhe agieren zu können. Ohne dabei die gemeinsame Steuerung der Agentur im besten Sinne von checks and balances aufzugeben. 

Ambitionierte Ziele setzen wir uns auch über den Leistungssport hinaus: Wie es sich für uns vom DOSB gehört, fühlen wir uns dem Allgemeinwohl verpflichtet. Wir wollen dazu beitragen, das Leben für alle besser zu machen.

Und deshalb besteht eines unserer Ziele darin, dass sich Kinder und Jugendliche im Schnitt mindestens 90 Minuten pro Tag bewegen, Erwachsene mindestens 150 Minuten pro Woche.

Stellen Sie sich vor, wie sich das auf die Lebensqualität auswirkt. Es bedeutet: fitter, gesünder, sich einfach wohler in seiner Haut zu fühlen.

Und keine Angst, wir werden unsere Kinder nicht tracken und natürlich werden wir niemanden zwingen. Aber wir wollen ein Umfeld schaffen, das dazu einlädt, sich zu bewegen. Dabei wird auch die Deutsche Sportjugend eine wichtige Rolle spielen, die im Übrigen in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiert. Herzlichen Glückwunsch dazu! 

Wir wollen außerdem erreichen, dass niemand länger als 15 Minuten vom Wohnort zu einem modernen Sportangebot braucht. 

Ambitioniert? Ja. Machbar? Ja. 

Jedenfalls dann, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Wenn wir alle es wollen. Wenn wir es alle ernsthaft versuchen. Gemeinschaftlich. Dabei helfen die mittlerweile für die kommenden Jahre beschlossenen 666 Millionen Euro des Bundes zur Sportstättenförderung. Und die weiteren 250 Millionen für Schwimmbäder. Vielen Dank, Frau Ministerin, vielen Dank, liebe Abgeordnete im deutschen Bundestag. 

Aber auch da mein Appell: nutzen Sie die Expertise im Sport bei der Umsetzung des Programms, damit das Geld auch dort ankommt, wo es gebraucht wird: bei den Sportvereinen.

Ein erklärtes Ziel aber steht über allem. Und das ist das Ziel: „Sport für alle – sicher, willkommen und gesünder“. 

Denn Sport lebt von Gemeinschaft. Und zu dieser Gemeinschaft gehören alle. Jede und jeder Einzelne. Und deshalb werden wir immer alles dafür tun, dass sich beim Sport alle aufgehoben fühlen.

So geht Gemeinschaft!

Unsere Aufgabe als DOSB ist: Alle mit dem gleichen Wohlwollen im Blick zu haben. Angefangen bei den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, über alle Kinder und Jugendliche, egal wo sie herkommen, all die unersetzlichen Ehrenamtlichen, die fantastischen Trainerinnen und Trainer, die nervenstarken Schiedsrichter, die Breitensportler, die Spitzensportler und sogar, wenn ich das sagen darf, wir Delegierte und Funktionäre. 

Wir alle wollen ein erfülltes Leben. Wir alle streben nach Glück. Und dafür sollten wir uns gemeinschaftlich und sportlich fair die Hand reichen. Dazu strecke ich meine aus. 

Vielen Dank.

+++ Es gilt das gesprochene Wort +++

Top 8: Rede des Präsidenten - Thomas Weikert

DOSB fordert Zukunftspakt Ehrenamt für den Sport

Aktuelle Zahlen aus Deutschem Freiwilligensurvey, Engagementbericht und Sportentwicklungsbericht zeichnen ein klares Bild: Der Sport bleibt das größte Engagementfeld in Deutschland. Rund neun Millionen Menschen engagieren sich in Sportvereinen. Das sind mehr als in jedem anderen Bereich der Zivilgesellschaft. Gleichzeitig ist die gesamtgesellschaftliche Engagementquote von 39,7 Prozent (2019) auf 36,7 Prozent (2024) gesunken. Auch im Sport nimmt der Anteil leicht ab, obwohl die Zahl der Mitgliedschaften erneut einen Rekordwert von 29,3 Millionen erreicht.

Besorgniserregend: 17,5 Prozent der Sportvereine sehen sich durch Engpasssituationen bei Trainer*innen, Übungsleiter*innen und Vorständ*innen in ihrer Existenz bedroht. Ihre Aufgaben werden komplexer, der zeitliche Aufwand steigt und immer mehr freiwillig Engagierte verbringen einen erheblichen Teil ihrer Zeit mit bürokratischen Anforderungen statt mit sportlicher Arbeit.

Gleichzeitig zeigt der Freiwilligensurvey: Die Bereitschaft, sich künftig zu engagieren, ist hoch. Insbesondere bei jungen Menschen und bei Personen, die bislang noch keinen Zugang zu Engagementstrukturen hatten. Doch Zugangshürden, soziale Unterschiede und fehlende Zeit verhindern häufig den Einstieg. 
 

Was gut war, wo wir besser werden können - und auf was ich mich freue

Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde,

bevor ich euch auf meine kleine, persönliche Reise durch das Sportjahr 2025 mitnehme, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Stephan Brause um Verzeihung zu bitten. Ich glaube, ich habe den Leiter unseres Ressorts Olympiabewerbung am 26. Oktober an den Rand des Nervenzusammenbruchs getrieben. Es war der Abend des Referendums in München, und ich war so aufgeregt und nervös, dass ich Stephan immer wieder Nachrichten geschickt habe, um den aktuellen Stand der Auszählung zu erfragen. Als um 18.45 Uhr immer noch kein Ergebnis vorlag, habe ich ihn angerufen und gefragt, was nun Sache ist. Wenig später konnte er mir die frohe Kunde von überragenden 66,4 Prozent Zustimmung überbringen. Mein Abend war gerettet!

Was aber viel wichtiger war als meine persönliche Gefühlslage an diesem historischen Abend: Deutschland hat endlich wieder einen Kandidaten, um ins internationale Rennen um die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele einzutreten! Dass in München erstmals in der weltweiten Sportgeschichte ein Bürgerentscheid über Sommerspiele gewonnen wurde, ist ein sehr wichtiger Schritt für unser Land. Und wenn alles gut läuft, gehen diesen Schritt im kommenden Jahr auch die drei weiteren Bewerber aus Berlin, Hamburg und Rhein-Ruhr. Aber dazu später mehr, zunächst gilt es zurückzuschauen.

Vor einem Jahr standen wir vor großen Herausforderungen

Um einordnen zu können, was der organisierte Sport in Deutschland in diesem Jahr erreicht hat, ist es notwendig, den Blick ins vergangene Jahr zu richten. Vor der Mitgliederversammlung im Dezember 2024 stand der DOSB ohne Vorstandsvorsitzenden da - und gleichzeitig vor der Herausforderung, mit einer neu zu wählenden Bundesregierung den mit der gescheiterten Ampelkoalition fast schon abgeschlossenen Prozess der Implementierung eines Sportfördergesetzes neu aufzulegen und auch die uns wichtigen Themen im Koalitionsvertrag unterzubringen. Den Prozess zur Olympiabewerbung haben wir in Richtung eines „One-Village-Konzeptes“ modifiziert, um international größere Erfolgschancen zu haben. Und mit der Einführung eines Safe Sport Codes betraten wir als erste zivilgesellschaftliche Organisation in Deutschland Neuland, dessen Erschließung Ungewissheiten beinhaltete.

Wenn ich heute, rund ein Jahr später, auf das schaue, was sich aus diesen Herausforderungen entwickelt hat, glaube ich guten Gewissens sagen zu können, dass 2025 ein gutes Jahr für den Sport in Deutschland war. Münchens Erfolg habe ich bereits erwähnt; wir freuen uns aber auch darüber, dass wir einen Prozess initiiert haben, den alle vier Bewerberregionen als transparent und fair empfinden. An diesem Samstag stimmt die Mitgliederversammlung über den weiteren Weg zur Findung des nationalen Kandidaten ab. Die Unterstützung für die Bewerbung ist vollumfänglich vorhanden, am Donnerstag dieser Woche haben die Bundesregierung unter Führung von Bundeskanzler Friedrich Merz, die vier Bewerberregionen und der DOSB eine politische Vereinbarung zur Olympiabewerbung unterzeichnet, das sogenannte „Memorandum of Understanding“. 34 namhafte Unternehmen haben sich in einer Wirtschaftsinitiative zusammengeschlossen, um ihrerseits die Bewerbung zu fördern. Und wir sind Ende November mit dem Internationalen Olympischen Komitee in den Continuous Dialogue eingetreten, was uns zum offiziellen Interessenten für die Ausrichtung macht. Unser Ziel, eine Bewerbung zu gestalten, die dem gesamten Land dient, können wir durch diese Geschlossenheit untermauern, und das freut mich ganz besonders.

Großer Dank an unsere Vorstände

Diese Unterstützung war eine unserer drei Kernforderungen an die Bundespolitik, die wir vor der Bundestagswahl im Februar formuliert hatten. Dass es auch die anderen beiden in den Koalitionsvertrag geschafft haben, verdanken wir in erster Linie der beharrlichen Arbeit unserer Gremien und Ressorts. Zu einem nicht unwesentlichen Teil aber auch Volker Bouffier, der in den ersten sieben Monaten dieses Jahres als Vorstand mit besonderen Aufgaben die Vakanz auf dem Vorstandsvorsitz nicht nur tilgen, sondern dank seines persönlichen Netzwerks auch Impulse geben konnte, die tief in die Politik hinein gewirkt haben. Meine beiden ganz persönlichen Höhepunkte des Sportjahres 2025 sind deshalb die Gewissheit, dass die Personalie Bouffier die erhoffte Wirkung erzeugt hat, und der Fakt, dass Otto Fricke sich als neuer Vorstandsvorsitzender von September an sehr gut in das manchmal komplizierte Gebilde DOSB eingefügt hat. Dass beides möglich war, liegt in besonderem Maße in der unermüdlichen Arbeit unserer Vorstände Michaela Röhrbein, Thomas Arnold, Leon Ries und Olaf Tabor begründet, die insbesondere in der Zeit ohne Vorstandsvorsitzenden Großartiges geleistet haben. 

Ich weiß, dass unsere Kritikerinnen und Kritiker diese Bilanz dadurch verwässert sehen könnten, dass die Sportmilliarde, die wir pro Jahr gefordert hatten, aktuell noch nicht in jedem Jahr fließen soll. Und dass die Beziehung zur neuen Staatsministerin für Sport und Ehrenamt - ein Amt, das unsere dritte Forderung war - dadurch gelitten hat, dass der Referentenentwurf zum Sportfördergesetz veröffentlicht wurde, ohne dass er mit dem DOSB vorabgestimmt worden ist. Das mag man so sehen, ich sehe es anders. Manche Dinge brauchen eben Zeit, um sie komplett durchzusetzen, und gegenseitiges Vertrauen, das wachsen muss. Und manche sind schlicht Machtspiele, die in der Politik regelmäßig vorkommen.

Weder ich noch meine Kolleginnen und Kollegen in Vorstand und Präsidium verschließen die Augen davor, dass wir als DOSB unsere Außendarstellung und unsere Vertrauenswürdigkeit noch optimieren können. An manchen Stellen dürfen wir uns noch offensiver einbringen, an anderen müssen wir deutlicher auf unsere Expertise und unsere Verantwortung pochen. Aber grundsätzlich bin ich überzeugt davon, dass wir im Jahr 2025 sowohl im Binnen- als auch im Außenverhältnis wichtige Schritte in die richtige Richtung gegangen sind, um möglicherweise verloren gegangenes Vertrauen in unsere Kompetenzen zurückzugewinnen. Daran, auf diesem Weg alle mitzunehmen und die ungemein vielfältigen Themenbereiche, die unsere Arbeit im DOSB umfasst, auszugestalten und stetig weiterzuentwickeln, arbeitet unsere gesamte Belegschaft jeden Tag mit großer Leidenschaft und Energie. Dafür möchte ich an dieser Stelle meinen herzlichen Dank aussprechen.